Dez

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Zauberkünstler Schweiz

By Jan Formann

Dass die Schweizer anders ticken als die Deutschen ist jedem Zauberkünstler bekannt. Die Schweizer legen viel Wert auf Kleinkunst, Langsamkeit und Selbstironie. Nirgendwo in Europa gibt es mehr Kleinkunstbühnen pro Einwohner als in der Schweiz. Fast jedes Dorf hat eine Veranstaltungsreihe. Das Theaterspektakel am Zürichsee auf der Landiwiese war und ist eine Brutstätte für die Stars von heute und die Stars in der Zukunft. Das Publikum ist sehr verwöhnt, belohnt aber großzügig jeden guten Straßenkünstler. In  Niederdorf findet man auch Zauberer, Jongleure und Pantomimen das ganze Jahr. Sie  feilen dort an ihren  Nummern  und sammeln mit dem Hut. Viele Clowns, Zauberer und Jongleure,  die heute in den Varietés arbeiten haben dort angefangen. Kein Wunder, denn auf der Straße lernt man: Wenn es den Leuten nicht gefällt, bleiben sie nicht stehen. Allerdings muss man wissen: In Zürich gibt es tagsüber das Häusermeer, abends das Lichtermeer und nachts gar nichts mehr. Durch meine Auftritte in der Schweiz habe ich viele gute Künstler kennengelernt. Die schönsten Begegnungen waren, wenn ich eine Show auf der Straße abends in Luzern, Basel oder Zürich gemacht habe, und den Platz mit anderen Straßenzauberern geteilt habe. Da wurden die Hüte verglichen und die Masse der Zuschauer samt Freundschaften besiegelt. Bei meinen Gala Auftritten habe ich auch den Zauberer Wil kennengelernt. Er sieht ein bisschen aus wie der amerikanische Schauspieler Edward Norton und ist ein Urschweizer. Witzig und gekonnt verführt er das Schweizer Publikum. Und falls es mal zu einem Auftritt in Genf kommen sollte, kann ich nur sagen: „Genf ist doppelt so groß wie der Wiener Zentralfriedhof, aber nur halb so lustig.