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“Wenn die Welt untergeht ziehe ich nach Mecklenburg, da geht sie 50 Jahre später unter.” Otto von Bismarck, Reichskanzler

By Jan Formann

Anlässlich eines  Auftrittes  sind wir nach Waren an der Müritz,  Mecklenburgische Seenplatte gefahren. Eine Bilderbuchstadt, in der die Kirche von den Eingeborenen Kaffewärmer wegen der Form genannt wird und ein Sponsorenschild mit rot-weißem Logo von der lokalen Sparkasse neben dem Altar hängt. Per Gesetz gibt es kein Rotlichtviertel. Ab 20.00 Uhr in der Woche ist die Innenstadt wie leer gefegt, weshalb die Einheimischen schon morgens vor dem Supermarkt stehen, um Alkohol zu kaufen. Die Mecklenburger sind liebevoll, sehr langsam, ein bisschen schwer von Begriff  und lassen sich sehr viel Zeit mit dem Reden. Fragt man sie etwas, so kann es mit der Antwort eine Spur länger dauern. Sie haben ein ganz anderes Zeitempfinden. Hektik? Davon haben sie noch nie gehört. Wenn man mit ihnen telefoniert, zum Beispiel für eine Buchung einer Unterkunft, muss man immer wieder nachhaken, ob sie noch am Hörer sind. Weiß man, dass es alles etwas länger dauert, so stellt man einfach nicht so viele Fragen, keine Überforderung. Die Mecklenburger erkennt man außerhalb Mecklenburgs daran, dass sie in dunklen Kneipen saufen und von der Heimat träumen. Es mag an der einmaligen Natur, der geografischen Isolation und an der geringen Bevölkerungsdichte liegen. Der Mecklenburger ist das Gegenteil von einem Schwobaseckel. Alles ist sehr preiswert, nirgendswo an den Seen wird Eintritt verlangt auch nicht in den Strandbädern. Für eine Brauereiführung in Lübz bezahlt man 3 Euro und kann anschließend so viel Bier trinken wie man will. Und hinterher in die 4 Zimmer Ferienwohnung mit Balkon für 29 Euro pro Nacht torkeln.  Und ja, unser Auftritt? Geplant war 20.00 Uhr. Wir kamen um 23.30 dran.